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1. April 2011 5 01 /04 /April /2011 06:28

Pilgern.jpgAm 30. Juli 2009 war es geschafft: Nach sieben Monaten und 4500 Kilometern stand ich auf dem Ölberg. Vor mir lag das Ziel meiner Reise: Jerusalem!

Es war ein ganz seltsames Gefühl in diesem Moment: ein bisschen Stolz, es geschafft zu haben, aber auch etwas Wehmut, im Wissen darum, dass diese unglaubliche Reise nun zu Ende sein würde, aber vor allem war es Freude darüber, bis hierher gekommen zu sein. Als ich am 6. Januar in St.Georgen (Schwarzwald) aufgebrochen war, hatte ich noch große Zweifel, ob ich mein Ziel je erreichen würde.
Für mich ging es bei dieser Reise zum einen darum, eine Auszeit zu nehmen und persönliche Fragen zu klären. "Ich bin dann mal länger weg", war dabei mein Motto in Anlehunug an den Bestseller von Hape Kerkeling. Pilgern bedeutet für mich jedoch mehr als nur einen spiritueller Selbstfindungstrip. So ging es mir darum, diese Fragen und Bitten, aber auch meinen Dank vor Gott zu bringen. Pilgern hat immer ein Ziel, in meinem Fall die Grabeskirche in Jerusalem. Dort wollte ich meine Anliegen vor Gott bringen.
Zu Fuß unterwegs zu sein zu einem solchen Ziel, bedeutet für mich dabei auch meinen Glauben zu leben, zwar mit Vorratstasche und Wanderstab, aber doch im Sinne des Evangeliums unterwegs zu sein und  Zeugnis zu geben.
Neben diesen religiösen Motiven sind es auch andere Momente, die dazu führten, dass mich seit meiner ersten Pilgerreise nach Santiago 2002 die Sehnsucht nach dem Pilgern nicht mehr loslässt. Es ist ein wunderbares Gefühl der Freiheit, alles auf dem Rücken zu haben, was man braucht und sich so einmal wieder auf das Wesentliche konzentrieren zu können. Nachdem ich schon nach Santiago und nach Rom zu Fuß gepilgert war, blieb noch Jerusalem, das größte aller Pilgerziele.
Im Herbst 2008 entschied ich mich, mir diesen Traum zu erfüllen.
Ich habe mich bewusst entschieden, allein zu laufen. Das war nicht immer ganz einfach, weil man auf so einer Reise gezwungen ist, sich mit sich selbst auseinander zu setzen und nicht vor sich weglaufen kann. Gleichzeitig gehörte diese Erfahrung aber zu den wertvollsten der Reise.

So wurde ich also am 6. Januar in einem Gottesdienst von meiner Gemeinde ausgesandt und bin  einfach losgelaufen... Die Strecke hatte ich nicht genau geplant, sondern nur eine ungefähre Route im Kopf. Diese führte mich zunächst über die Alpen und dann durch Italien. Da Jerusalem erst einmal sehr  weit weg schien, nahm ich mir Assisi nach gut 1000 Kilometern als ein Zwischenziel vor. Bei rund 25 Kilometern am Tag war dies nach etwa 1,5 Monaten erreicht. An diesem wunderbaren Ort erholte ich mich ein paar Tage und danach ging die Route weiter entlang der Adria bis zur alten Hafenstadt Brindisi. Der genaue Wegverlauf entstand Tag für Tag. Ich genoss es sehr, morgens loszulaufen und nicht zu wissen, wo ich abends übernachten werde. Eine Frau fragte mich einmal nach dem Ziel meiner Tagesetappe, woraufhin ich wahrheitsgemäß antwortete: " Der Ort, an dem ich abends einen Platz zum Schlafen finde, ist mein Tagesziel"
Für mich gehört zum Pilgern auch, auf andere Menschen angewiesen zu sein. So klopfte ich immer irgendwo an und bat um eine Übernachtung. Das kostete zunächst etwas Überwindung, war aber eine sehr gute Erfahrung und ich lernte auf diese Weise viele interessante Menschen kennen. In Italien fand sich oft in Pfarreien oder Klöstern ein Platz; manchmal wurde ich aber auch weggeschickt. Das tat besonders dann weh, wenn mich die Leute gar nicht anschauten, sondern nur den Blick senkten und mich mit einer abfälligen Handbewegung abwiesen. Wenn ich irgendwo aufgenommen wurde, waren das hingegen zwar sehr kurze, aber oft intensive  Begegnungen. Man wird plötzlich sehr dankbar für einen Apfel, den man geschenkt bekommt oder für ein richtiges Bett. Man lernt diese vermeintlich selbstverständlichen Dinge wieder mehr zu schätzen. Die Gastgeber gaben mir im Gegenzug oft ihre Anliegen mit auf den Weg. Diese Menschen im Gebet mitzutragen, war für mich als Pilger eine ganz wichtige Aufgabe.
Die Begegnungen mit den Menschen unterwegs zählen sicherlich zu den Höhepunkten meiner Reise - Beispielsweise im relativ unbekannten Kloster Madonna dei Miraculi in Süditalien. Bei strömendem Regen kam ich an das Klostertor und der Abt bot mir gleich ein Zimmer an. Ich blieb an diesem wunderbaren, freundlichen Ort insgesamt zwei Tage. Ich nahm an den Gebetszeiten teil, in welchen die sieben Mönche des Klosters sangen, zwar unglaublich schlecht, aber mit ganzer Kraft und voller Inbrunst. Es war schön zu sehen, wie diese Leute einfach ihr Bestes geben und dabei glücklich sind. Am Ende meines Aufenthalts dankte ich dem Abt für die tolle Atmosphäre und den guten Geist, den ich in seinem Kloster erleben durfte. Da meinte er, dass ich es gewesen sei, der den guten Geist hierher gebracht habe. In diesem Moment waren alle Strapazen der bisherigen Reise vergessen

In Brindisi angekommen nahm ich die Fähre nach Igoumenitsa in Griechenland. Die Begegnungen mit der Orthodoxie fielen sehr unterschiedlich aus. Teilweise wurde ich weggeschickt, wenn ich mich als Katholik zu erkennen gab. Ich habe sehr strikte Vertreter der Orthodoxie getroffen, die mit viel Vorurteilen gegenüber der katolischen Kirche behaftet waren. Es gab jedoch auch sehr offene Geistliche. So feierte ich etwa in einem der Meteoraklöster das Osterfest mit und auch auf dem Athos, den ich vier Tage besuchte, entwickelten sich gute Gespräche mit den dort lebenden Mönchen, in denen ich viel über die orthodoxe Kirche lernte.
Eine Begegnung in Griechenland hat mich aber ganz besonders berührt: Im Schatten des Olymps sah ich von weitem schon einen Schäfer mit seiner kleinen Herde. Der Mann winkte mich zu sich  und wir setzten uns zum Essen auf den Boden. Da wir beide nicht viel hatten, teilten wir unser Essen, so dass es für jeden reichte. Diese Mittagsmahl war besser als jedes Vier-Sterne-Menu!  Da ich nur etwas Griechisch sprechen konnte, konnten wir zwar nicht viel miteinander reden, doch als wir so die Landschaft betrachteten und die Sonne genossen, da hatte ich das Gefühl, wir verstanden uns auch ohne Worte.

Der absolute Höhepunkt, was die Gastfreundschaft anbelangt, war aber die Türkei. Von Griechenland aus kam ich zunächst nach Istanbul und durchquerte dann das anatolische Hochland und den Taurus bis zur Hafenstadt Tasucu gegenüber von Zypern. Vor allem in den kleinen Dörfern wurde ich immer herzlich aufgenommen. Zentraler Ort dieser Dörfer ist eine Teestube, in der sich abends die Männer des Dorfes versammeln. Diese winkten mich meist sofort her, wenn sie mich sahen. Bei dem ein oder anderen Çay (Tee) fand sich dann immer eine Möglichkeit, wo ich übernachten konnte. Anfangs war ich etwas ungeduldig, vor allem, wenn ich schon müde war von meiner Tagesetappe und noch nicht wusste, wo ich übernachten könne. Ich musste erst lernen, dass dieses gemeinsame Teetrinken sehr wichtig ist, um sich meiner ehrlichen Absichten zu versichern und bereits zur Lösung des Problems unmittelbar dazugehört. Weggeschickt wurde ich hier nie.
 
Ich hatte zunächst Bedenken, wie Moslems auf mich als christlichen Pilger reagieren würden. Was dies anbelangt wurde ich aber sehr positiv überascht. Das Konzept einer Wallfahrt kannten sie aus ihrer Religion und so hatten sie meist sehr großen Respekt vor meiner Unternehmung.
Ich wurde dabei das ein oder andere Mal gefragt, ob ich denn überzeugt sei, dass mein Glaube der richtige sei. Dies bejahte ich natürlich, woraufhin mein Gegenüber dasselbe für seinen Glauben in Anspruch nahm und meinte, wir würden ja später sehen wer von uns beiden Recht behalte. Daraufhin tranken wir im gegenseitigen Respekt einen Cay.
 Solche Begegnungen zeigten mir, dass Toleranz und Dialog möglich ist, auch ohne den jeweiligen Wahrheitsanspruch aufzugeben.
Ich war oft in Familien zu Gast und wurde sogar einmal zu einer Beschneidungsfeier eingeladen.
In den Familien gab es allerdings große Unterschiede. In liberaleren Familien aßen etwa Frauen und Männer gemeinsam am gleichen Tisch. In anderen, konservativeren Familien war dies undenkbar. Dort durfte ich nicht einmal meine Socken waschen, da dies "Frauenarbeit" sei. Für mich war es insgesamt sehr spannend, hier eine ganz andere Kultur kennen zu lernen.
Am meisten haben mich allerdings Menschen im Taurusgebirge beeindruckt. Die Familien hatten meist nur ein paar Tiere und ein kleines Häuschen mit vielleicht ein bis zwei Zimmern. Diese Menschen, die selbst so wenig hatten, gaben aber am großzügigsten. Ganz selbstverständlich war auf dem Boden noch Platz für ein weiteres Nachtquartier und im Topf, aus dem alle aßen noch genug für einen Gast. Oft dachte ich, dass wir von diesen Menschen, von ihrer Offenheit und Herzlichkeit noch viel lernen können.

Nach einem kleinen Abstecher in Antakya (ehem. Antiochia) folgt ich meiner ursprünglichen Route und nahm das Schiff nach Zypern. Ich durchquerte die Insel und setzte von dort nach Haifa (Israel) über. In Zypern erlebte ich allerdings einen Kulturschock. Hier hatten die Leute wieder große gepflegte Gärten aus denen sie mich misstrauisch beäugten. So verbrachte ich die erste Nacht auf einem Kirchplatz als "Teilzeit-Obdachloser". Was  mich eigentlich beunruhigte, war, dass es meine eigene Kultur war, die mich "schockte".

Meine Route im Heiligen Land führte mich zunächst nach Nazaret und dann am Jordan entlang, durch das Westjordanland über Jericho bis nach Jerusalem hinauf. Eine Route, die Jesus wohl auch das ein oder andere Mal gewählt hatte. Diese Stätten zu besuchen, die ich bislang nur aus der Bibel kannte, war sehr bewegend. Aber auch die Landschaft hat mich fasziniert, vor allem als ich am Jordan bei bis zu 45 Grad durch wüstenähnliche Gebiete kam, eine Landschaft, die sehr unwirtlich und lebensfremd scheint. Sie hat eine Weite, Stille und Ruhe, wie ich sie noch nie erlebt hatte. Hier konnte ich noch einmal meine Gedanken ordnen und mich auf das Ankommen vorbereiten.
Über den Konflikt zwischen den Palästinensern und den Israelis konnte ich in Gesprächen viel erfahren, über gegenseitige Angst, Hass, Misstrauen und Demütigungen.
Einmal übernachtete ich zusammen mit Palästinensern unter freiem Himmel; am nächsten Tag in einer israelischen Siedlung, hinter Stacheldrahtzaun, bewacht von Soldaten mit Maschinengewehren. Dort saß ich am Swimming-Pool und dachte an meine palästinensischen Gastgeber vom Vortag, die nicht genug Wasser zum Trinken hatten...

Nachdem Jerusalem zum ersten Mal auf einem Straßenschild zu lesen war, dauerte es nicht mehr lange und jener 30. Juli war gekommen, an dem ich zum ersten Mal vom Ölberg aus die Altstadt von Jerusalem sehen konnte. Von dort aus ging ich durch die verwinkelten Gässchen bis zur Grabeskirche, dem Ziel meiner langen Reise. Da musste ich noch einmal an die Menschen denken, die mich auf meinem Weg unterstützten, an die Begegnungen und auch an die schwierigen Momente. Als ich dort am Grab Christi kniete, war ich aber einfach nur dankbar. Ich war froh, dass ich es damals wagte, aufzubrechen und mir meinen Traum zu erfüllen.
Viele Menschen hatten mir ihre Anliegen mit auf den Weg gegeben und so hatte ich am Ende eine recht lange Liste mit Namen. An den nächsten Tagen ging ich deshalb immer wieder in die Grabeskirche, um für diese Menschen zu beten.

Nach dieser langen Reise war es gar nicht so einfach, wieder zurück zu kommen und sich im Alltag  zurecht zu finden. Ich wurde oft gefragt, ob mich diese Reise verändert habe. Ich denke, ein wenig hat sie mich schon verändert. Besonders beeindruckend waren die Begegnungen mit Menschen, mit mir und mit Gott. Diese Erfahrung der Begegnung mache ich auch nach meiner Reise immer wieder neu, wenn ich in Vorträgen und Bildern von meiner Tour berichte.  

Felix Eisenbeis (felix.eisenbeis@gmx.de)

 

Vorträge darüber:

13.4. Albstadt-Margrethausen, kath. Gemeindezentrum, 20.00 Uhr
14.4. Schonach, kath. Gemeindezentrum, 20.00 Uhr
18.4 Beffendorf, Gemeindezentrum, 20.00 Uhr Eintritt frei!
13.5. Schiltach (VHS), Friedrich-Grohe-Halle, 20.00 Uhr
19.5. Singen, Kath. Bildungszentrum, 19.30 Uhr

nach-Jerusalem.jpg

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20. März 2011 7 20 /03 /März /2011 09:13

Christliche Überlegungen zur augenblicklichen Situation in Japan:

Gott hat uns die Erde zum Leben geschenkt. Sie ist ein Feuerball mit erkalteter Kruste und ein Teil seiner Schöpfung, genauso wie die kosmischen Kräfte von Kernspaltung und Kernfusion. Unser Auftrag ist laut Bibel, damit verantwortlich umzugehen.

Gewiss ist unser biologischer Tod; denn wir sind sterblich geschaffen. Todesstunde und Umstände unseres Sterbens sind uns unbekannt. Sie liegen in Gottes Hand. Christen leben seit der Auferstehung Christi von der Hoffnung, dass dieser Tod nicht Gottes letztes Wort uns gegenüber ist.

Christen fühlen sich beauftragt, Nächstenliebe zu üben; denn Not weckt Barmherzigkeit und Tatkraft, ist also tief in uns drin von Gott angelegt. Christen gehen die Wege des Leids mit, auch wenn sie auf die Frage „Warum?“ keine Antwort wissen, weil sie darauf bauen, dass Gottes Kraft all ihre Wege mitgeht.

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13. März 2011 7 13 /03 /März /2011 10:17

brot.jpgWeizen gehört ins Brot, nicht ins Auto.

Wenn man dem katholischen Hilfswerk „Misereor" glauben darf, werden in den sogenannten Entwicklungsländern Kleinbauern von ihrem Land vertrieben und Großinvestoren bauen dann auf riesigen Flächen Soja, Mais oder Zuckerrohr für den europäischen Biokraftstoff-Bedarf an. In Europa selbst werden große Mengen an Weizen und Zuckerrüben dafür umgewidmet.

Die Erhöhung der Beimischung von Ethanol von bislang fünf auf zehn Prozent ist politisch von der schwarz-gelben Bundesregierung, der rot-grünen Opposition und allen Landesregierungen so gewollt. Damit wird die EU-Richtlinie umgesetzt, die Autobranche und Mineralölkonzerne brauchen, damit sie die Unkosten der Entwicklung für Motoren mit geringerem Verbrauch einsparen und den geringeren Gewinn aus weniger verkauftem Benzin vermeiden. Niedrigerer Ausstoß von Kohlendioxid als sinnvoller Klimaschutz stört massiv das Geschäft.

Umweltverbände beklagen seit Jahren, dass Biokraftstoffe keineswegs das Klima retten; denn klimaverträglich erscheint das Verbrennen von Ethanol nur, weil das dabei freigesetzte Kohlendioxid zuvor von der Pflanze aus der Luft aufgenommen wurde. Man tut so, als wäre auf der Anbaufläche vorher nichts gewachsen. Doch für die Pflanzen braucht man Ackerland. Wald- oder gar Feuchtgebiete müssen weichen, obwohl sie die besseren Kohlendioxid-Speicher sind.

Zudem verteuert der Anbau von Energiepflanzen die Nahrungsmittel weltweit. Die Weltbank hat schon 2008 auf eine Verteuerung bei Nahrungsmitteln von bis zu 75 Prozent infolge der Produktion von Biosprit hingewiesen.

Zehn Prozent vor allem älterer Autos dürfen auf keinen Fall E10 tanken. Hier entsteht ein neuer Müllberg aus Altwagen und ein neuer Absatzmarkt für Neuwagen.

Doch wer Umweltschäden verringern will, muss neue Verkehrskonzepte entwickeln, anstatt auf Kosten anderer heuchlerisch sein Gewissen beruhigen mit einer nur scheinbar guten Ökobilanz.

Wenn Jesus im Vaterunser seine Jünger beten ließ: „Gib uns das Weizenbrot für den heutigen Tag.“, hatte er das Überleben der Menschen im Blick. Nahrung ist für den Menschen da, nicht für die Auto- und Mineralölindustrie.

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12. Februar 2011 6 12 /02 /Februar /2011 21:10

Der moderne Mensch sucht mehr oder weniger bewusst nach innerer Ausgeglichenheit und tiefem Seelenfrieden. Er ahnt, dass der Besitz von Geld zwar ungemein beruhigt, aber letztendlich nicht glücklich macht. Vordergründige Quellen wie Konsum, Genuss, Besitz oder  Anerkennung werden irgendwann schal und können die Grundsehnsucht der menschlichen Seele nicht befriedigen. Meist uneingestanden sucht der Mensch nach dem Größten, dem Erhabenen, dem Heiligen, dem Erlösenden, was die Mystiker als Vereinigen mit Gott bezeichnen.

Menschen, die sich auf die Suche nach diesem Letzten machen, brauchen in einem ersten Schritt die Erfahrung von Geliebtsein. Christen sind überzeugt, dass eine solche Erfahrung für alle Menschen existiert, dass jeder Mensch willkommen, angenommen und geliebt wird, nämlich von Gott. Wer als Suchender solches erfährt, spürt, wie seine innere Würde wiederhergestellt wird, wie er Kraft bekommt, Unvermeidliches zu ertragen, sich Hemmnissen in seinem Leben zu stellen, anzuerkennen, wo er schuldig wurde und befreiend zu vergeben, wo andere ihm gegenüber schuldig geworden sind.

Christen begegnen in einem zweiten Schritt auf ihrer Suche nach diesem Letzten der erlösenden Liebe Gottes in Jesus Christus. Innerlich dadurch berührt von Gott keimt Hoffnung auf Heilen innerer Verwundungen und auf Befreiung von Ängsten, Zwängen und  Abhängigkeiten auf. Diese Hoffnung will gepflegt sein, am besten von und mit Menschen, die darin einen Informations- und Erfahrungsvorsprung haben und damit neuen Lebensmut, neue Lebensfreude wecken. Gläubige Christen sind überzeugt, dass nur von Gott geschenkt bekommene Lösungen dies ermöglichen. Sie sprechen hierbei von Gnade und öffnen sich der Liebe Gottes im persönlichen und fürbittenden Gebet für sich und andere.

In einem dritten Schritt wird dieses zarte Pflänzchen geistigen Lebens genährt und gestärkt im Feiern der kirchlichen Sakramente, in Gottesdiensten und im Einsatz für andere in tätiger Nächstenliebe.

In der römisch-katholischen Kirche ist Mitte dieses geistigen Lebens Jesus, der Christus.
Ihm begegnet der römisch-katholische Christ vorrangig in der Liturgie der Eucharistiefeier. Ihm vertraut er sich an. Von ihm lässt er sich leiten, damit er leibhaftig erfährt, dass Gott jeden einzelnen Menschen väterlich liebt. Ihm will er es nachtun, indem er Nächstenliebe übt und sich gemäß den 10 Geboten und der Bergpredigt verhält.

In früheren Zeiten wurden um die Gotteshäuser herum Kindergarten, Seniorenheim und Krankenhaus errichtet. Damit machte man auch baulich sichtbar, dass Gottesdienst und Dienst am Menschen untrennbar zusammengehören. Heutige Gemeindezentren lassen noch ein wenig von diesem Grundgedanken ahnen.


Gott hat die Menschen mit verschiedenen Begabungen ausgestattet und beauftragt, sie im Laufe ihres begrenzten Lebens zum Wohle der Welt und der Menschheit zu entfalten und zu pflegen.

Kein Mensch muss alles können, jeder darf Grenzen haben. Erst im Zusammenspiel von vielen dieser Kräfte und Begabungen zeigt sich, dass Gott - ganz im Geiste Christi - ein Reich des Wohlwollens beabsichtigt. Menschen sind nur Vorboten dieses geistigen Willens, Mosaiksteine und Spuren des Guten am Aufbau einer heilen Welt.


Die römisch-katholische Kirche sieht sich als wesentlicher Bestandteil dieses göttlichen Heilsplanes. Vollenden aber wird ihn Gott allein, wann er es selbst für richtig hält.

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6. Februar 2011 7 06 /02 /Februar /2011 16:29

Umarmung.jpgViele tausend Jahre menschliche Kulturgeschichte haben die Formen sexueller Partnerschaft verändert. Geblieben ist die Sehnsucht nach lebenslanger Verlässlichkeit, unabhängig davon, ob sie gelingt oder scheitert. Geblieben ist der Traum von der auf Lebenszeit geschlossenen Einehe als kultureller Gipfel verbindlichen Vertrauens.

Wenn Ehen zu scheitern drohen und oft auch zerbrechen, dann blieb eben diese Sehnsucht unerfüllt, ist eben dieser Traum zerplatzt. Die unbewusste Suche nach neuer Erfüllung beginnt; denn das Kribbeln im Bauch kennt keine Treue. Es ist instinktgesteuert. Der Wille im Kopf und der Mut im Herzen, eine lebenslange Bindung zu wagen, die Klippen des Scheiterns im stürmischen Ozean des Miteinander zu umschiffen, sind kulturelle Höchstleistungen, die ohne geistiges Verwurzeltsein nur selten gelingen.

Christen sehen dieses Verwurzeltsein als sichtbares Abbild der Zuwendung Gottes zu den Menschen, einer Liebe, die den Menschen ein Leben lang, oft unbeachtet und unbemerkt,  begleitet und die Tür für Neuanfänge offen hält.

Katholische und orthodoxe Christen betrachten deshalb die Ehe als Sakrament. Sie sehen darin ein heiliges Zeichen einer unsichtbaren Gnade, ein ganz persönliches Geschenk Gottes an das Ehepaar, das sich mit Leib und Seele, mit Körper und Geist aneinander bindet und dessen Sexualität wenn möglich in der fürsorglichen Aufzucht von Kindern gipfelt.

 

vgl. auch "Mein Ring mit deinem Namen."

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30. Dezember 2010 4 30 /12 /Dezember /2010 16:22

Wer sich krank fühlt, geht zum Arzt oder Heilpraktiker oder greift zu Großmutters Hausrezepten. Zum Priester geht niemand. Der moderne Mensch der westlichen Welt vertraut ihm nicht. Sein Vertrauen gilt den vielen bunten Pillchen, Sälbchen und Mittelchen, die man in einem Laden namens Apotheke kaufen kann und nach einem vorgeschriebenen Ritual namens Rezept geradezu magisch anwendet. Besucher aus anderen Kontinenten und Kulturräumen schütteln darüber nur verständnislos den Kopf.

Doch der westlich geprägte Mensch hinterfragt das nicht. Krankheit ist für ihn ein Gebrechen, ein Hindernis, das ihn stört und mit allen Mitteln beseitigt gehört. Nimmt er die Störung nicht mehr wahr, sei sie behoben oder nicht, hält er sich für gesund und einsatzfähig.

Fremd ist ihm der Gedanke, dass er in sich unstimmig und in seiner Ganzheit außer Tritt geraten ist und daher einer ganzheitlichen Heilung und Genesung bedarf, die erst dann abgeschlossen ist, wenn er innerlich zur Ruhe und zum Frieden gekommen ist, sich neu ausgerichtet hat und wieder voller Schwung aus neuen Energien lebt.

Aus der Psychotherapie weiß man heute, wie entscheidend Heilung sich fördern lässt, wenn der Patient es ernsthaft will und es nicht nur ein sich selbst vorgegaukelter frommer Wunsch ist. Man muss sich anstrengen, bequeme Lebensgewohnheiten ändern, sich voll dem Heilungsprozess und sich jenen Personen anvertrauen, die diesen Genesungsweg begleiten.

Im Neuen Testament der christlichen Bibel muss sich der Blinde mit Geschrei gegen die verärgerten Schaulustigen durchsetzen (Lukas 18,39). Die heidnische Mutter lässt sich nicht durch Jesu brüske Zurückweisung einschüchtern (Markus 7,25-30).

Ob Jesus wirklich so daneben lag, wenn er bei seinen Heilungen voll auf Gottes Heilskraft vertraute? „Dein Glaube hat dir geholfen.“ (Markus 5,34).

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28. Dezember 2010 2 28 /12 /Dezember /2010 14:23

Dass Tiere sich mit Lauten und Gesten verständigen können, daran zweifeln die Forscher nicht. Aber nur der Mensch verständigt sich durch Sprache, die neben Lautmalerei auch Strukturen einer Grammatik, einer Syntax kennt. Wann und wie sich der Mensch aus der Tierwelt durch Sprache abnabelte, liegt im Dunkel der Geschichte.

Eines scheint sicher, das menschliche Bewusstsein entwickelte sich über wiederkehrende Klänge, Gesten, Körperkontakte, gemeinsames Verständigen über Farben, Formen und Gefühle, und sich davon abkoppelnd keimten geistige Wahrnehmung, wie sie in Ritualen, Mythen, Dichtung, Liedern, Gesängen, Rhythmus, Musik und darstellender Kunst zum Ausdruck kommt, und anschauungsfreies, logisches Denken, wie es die Mathematik oder die Philosophie kennt.

Über diese Wege muss der Mensch das Göttliche erahnt und in Sprache gefasst an seine Mitmenschen weitergegeben haben. Er hat es als von außen kommend erfahren, als Offenbarung. Über Sprache entwickelte sich so die Offenbarung und damit das Bewusstsein für das über den Menschen Hinausweisende, das Ewige, das Erhabene, das Heilige, kurz die Gotteserkenntnis. Über Sprache entfaltete sich der Umgang damit in Form von Gebeten, religiösen Ritualen und Gesängen. Die Sprache vermittelte die Verbindung des geheimnisvollen Unsichtbaren, Unendlichen zum rätselhaften Sichtbaren, Endlichen und spendete damit Geborgenheit und Trost.

Die Sprache verdichtete sich zum niedergeschriebenen Wort. Alle großen Offenbarungsreligionen kennen heilige Bücher, auch das Christentum. Am treffendsten, geradezu genial, formuliert der Verfasser des Johannesevangeliums den Zusammenhang zwischen Christusglauben und Sprache gleich am Beginn seiner Schrift: „Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und das Wort war Gott. Im Anfang war es bei Gott. Alles ist durch das Wort geworden, und ohne das Wort wurde nichts, was geworden ist. In ihm war das Leben, und das Leben war das Licht der Menschen. Und das Licht leuchtet in der Finsternis und die Finsternis hat es nicht erfasst.“ (Johannes 1,1-5). Und weiter: „Das wahre Licht, das jeden Menschen erleuchtet, kam in die Welt, aber die Welt erkannte ihn nicht. Er kam in sein Eigentum, aber die Seinen nahmen ihn nicht auf. Allen aber, die ihn aufnahmen, gab er Macht, Kinder Gottes zu werden, allen, die an seinen Namen glauben.“ (Joh 1,11-12).
Sein Vorwort schließt er ab mit: „ Aus seiner Fülle haben wir alle empfangen. Denn das Gesetz wurde Moses gegeben, die Gnade und die Wahrheit kamen durch Jesus Christus. Niemand hat Gott je gesehen. Der Einzige, der Gott ist und am Herzen des Vaters ruht, er hat Kunde gebracht.“ (Joh 1,16-18).

Welche Sprache! Kein Tier ist dazu fähig, nur der Mensch, das Abbild Gottes (Genesis 1,27).

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28. Dezember 2010 2 28 /12 /Dezember /2010 09:25

Für viele Menschen ist sie die Ikone des Christentums schlechthin, Mutter Teresa von Kalkutta (1910 – 1997) mit ihrem unermüdlichen Einsatz für die Ärmsten der Armen, die christliche Ausländerin mit indischem Staatsbegräbnis. Anfangs wirkte sie mit ihrem Orden der Missionarinnen der Nächstenliebe fast im Verborgenen bis die Weltpresse sie entdeckte und ihr eine weltweite Spendenflut bescherte, so dass sie öffentlich darum bat, woanders hin zu spenden, weil ihr Orden diese Geldmenge nicht mehr verkraften könne.

Für viele Menschen war sie Trost und Ansporn zugleich. Umso größer war das Erschrecken vieler, als man ihr Tagebuch nach ihrem Tod veröffentlichte und sichtbar wurde, dass ihr die Gottesgewissheit abhanden gekommen war, ihr, die so fest wie kaum jemand im Christusglauben verankert schien und daraus ihre Kraft schöpfte.

Für mich jedoch sind ihre Zeilen Trost, zeigen sie mir doch, wie sehr sie die Unverfügbarkeit Gottes schmerzhaft erfahren musste, damit sich umso klarer ihr Blick für den Nächsten schärfen konnte. Sie schreibt:

„Es herrscht eine solche Dunkelheit, dass ich wirklich nichts sehen kann - weder mit meinem Geist noch mit meinem Verstand. Der Platz Gottes in meiner Seele ist leer. In mir ist kein Gott. Der Schmerz des Verlangens ist groß. Ich sehne und sehne mich nur nach Gott und dann fühle ich noch dies: Er will mich nicht, er ist nicht da.  ... 
Mein eigenes Leben scheint mir so widersprüchlich. Ich helfe den Seelen, wohin zu gehen? Warum das alles? Wo ist die Seele in meinem eigenen Sein? Gott will mich nicht. Manchmal höre ich den Schrei meines eigenen Herzens ‚Mein Gott!’, und nichts weiter kommt. ...
Trotzdem bricht irgendwo tief in meinem Herzen diese Sehnsucht nach Gott durch. Wenn ich draußen bin, bei der Arbeit, oder wenn ich mich mit Leuten treffe, ist dort eine Gegenwart von jemandem ganz Lebendigen ganz nahe in mir. Ich weiß nicht, was das ist, doch sehr häufig, sogar jeden Tag immer wirklicher wächst diese Liebe für Gott in mir. Ich ertappe mich dabei, wie ich Jesus unbewusst die seltsamsten Zeichen der Liebe gebe.“

Aus meiner Sicht hat sie das Wort Jesu: ‚Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan.’ Matthäus 25,40) vollkommen verinnerlicht. Die Antwort Jesu auf die Frage nach dem wichtigsten Gebot: ‚Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele und von ganzem Gemüt. Dies ist das höchste und größte Gebot. Das andere aber ist dem gleich. Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.’  (Matthäus 22, 37-40) ist ihr in Fleisch und Blut übergegangen.

So bleibt Mutter Teresa für mich eine Ikone des Christentums, gerade weil sie den Platz Gottes in ihrer Seele nicht mehr spürte und dennoch vom Menschen, dem Nächsten, nicht loskam.

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25. Dezember 2010 6 25 /12 /Dezember /2010 11:13

StilleNacht.jpg

 

Stiller Tag, heiliger Tag geht nicht.
Es muss Nacht sein.
Die Nacht ist die Zeit für Zärtlichkeit und Liebesspiel.
Nacht entfacht den Rausch der Haut.
Die Nacht weckt die tiefe, unergründliche Sehnsucht, jenes unstillbare Verlangen im Herzen nach mehr, nach dem Ganzen, nach dem Sinn des Ganzen.
In der Nacht reist die Seele durch die Weite des Sternenhimmels in die Tiefe des Universums.
Nächtens werden Träume, Wunschträume wie Albträume lebendig.
Erfüllte Nacht schenkt Erholung.


Bleibt die Nacht unerfüllt, verwandelt sie sich in die Zeit der Tränen und der Trauer, der Einsamkeit, der inneren Verlorenheit, der Leere und der Sinnlosigkeit, wird zum stummen Aufschrei.

 

In der Nacht stundenlang wachliegen zerreißt das Herz, quält den Geist, steigert die Sehnsucht, ein schmerzlicher Vorgang, der filtert, das Wesentliche vom Unwesentlichen trennt, überfällige Entscheidungen gären lässt, sie vorantreibt.

Religionen feiern die großen Geheimnisse des Lebens oft in der Nacht, so auch das Christentum. In der Nacht trifft Joseph laut dem Evangelisten Matthäus seine Entscheidung, sich nicht von Maria zu trennen, sie zu sich zu nehmen. In der Nacht eilen die Hirten laut dem Evangelisten Lukas zum Neugeborenen in der Krippe und erkennen in ihm den Erlöser der Welt. In der Nacht wandelt sich der tote Jesus in den von Gott und zu Gott hin auferweckten Christus, dessen Christen in der Osternacht feierlich gedenken. Den Auftakt dazu feiern sie an Weihnachten, nicht an Weihtagen. Stiller Tag, heiliger Tag geht nicht. Es muss Nacht sein, stille Nacht, heilige Nacht.

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28. November 2010 7 28 /11 /November /2010 17:10

1. Advent

hagebutte2010b.jpg 

 

Nur für heute

werde ich keine Angst haben.


Ganz besonders

werde ich keine Angst haben,

mich an allem zu freuen,

was schön ist -


und ich werde an die Güte glauben.


Papst Johannes XXIII.

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  • : Blog von Winfried Schley
  • : Anekdoten, Gedanken, Gedichte, - mal heiter, mal nachdenklich, Theologisches und Philosophisches im Alltag, dt.-frz. Beziehungen und Städtepartnerschaft, Kunst und Kunstausstellungen, ... und was mir sonst noch in den Sinn kommt.
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  • Winfried Schley
  • Niemals in Gleichgültigkeit verfallen, unabhängig davon, was im Leben auf mich zukommt !  
 Ich interessiere mich für alles, was dem friedlichen Zusammenleben der Menschen dient.
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